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Hauptseite - Alter Kram - Gefäße & Behältnisse - Humidor, ca. 1930er Jahre -
Kategorie-Bearbeitungsstatus: Abgeschlossen
Humidor, ca. 1930er Jahre, spätes Art Déco
Für eine größere Ansicht auf das Bild klicken
Leider besitzt der Humidor keinerlei Markierung oder Herstellerangaben, so dass seine Herkunft und sein ganz genaues Alter nicht verifiziert werden können. Aufgrund der sehr qualitativen Verarbeitung dürfte er aber eine deutsche, französische oder englische Produktion sein.
Gestaltung:
Stahlblech, vermessingt. Auf dem Deckel ein damals so oder ähnlich häufig vorkommendes Muster (manchmal wird hier von "geochiert" gesprochen, ein Wort, das es so gar nicht zu geben scheint). In der Mitte des Deckels ein Feld für eine persönliche Gravur (z.B. Initialen). Abgerundete Ecken, keine scharfen Kanten.
Sinn und Zweck eines Humidors:
Ein Humidor ist ein Behältnis zur Aufbewahrung von Zigarren, Zigarillos oder auch Zigaretten. Ein Humidor lässt sich aber nicht nur für Zigarren etc. nutzen, sondern auch für Tee, Kräuter, Saatgut oder was einem sonst noch so einfällt. Auch die Lagerung alter S/W-Fotos oder Postkarten darin könnte sinnvoll sein, da mit einer schädlichen chemischen Reaktion des Holzes im Innenraum mit Zellulose, Druckfarben oder Silberbromid nicht zu rechnen ist.
Außenmaß:
17,2 x 12,3 x 3,5 cm.
Innenmaß:
16,2 x 11,1 x 2,5 cm.
Gewicht:
380 g.
Die Innenmaße sind - sollen im Humidor wirklich Zigarren oder Zigarillos gelagert werden - von Bedeutung. Zigarillos besitzen im Normalfall eine Länge von ca. 8 bis 10 cm und würden somit problemlos hineinpassen, ebenso wie Zigaretten. Diese würden dann in der Breite gelagert. Bei Zigarren sieht dies ein wenig anders aus. Eine verbindliche Norm für die Länge einer Zigarre gibt es nicht, die Hersteller sind darin völlig frei. Darum gibt es recht viele unterschiedliche Zigarrenformate. Gängig sind die Formate Puritos (11,0 cm), Petit Corona (10,0 – 12,0 cm), Petit Panatela (10,0 – 12,0 cm), Robusto (12,0 – 13,0 cm), Corona (14,0 – 14,5 cm), Perfecto (14,0 – 15,0 cm), Panatela (15,0 – 16,0 cm), Toro( 15,0 – 15,5 cm), Belicoso / Torpedo (15,0 – 16,0 cm) und Lonsdale (16,0 – 16,5 cm). All diese Formate würden also von der Länge her hineinpassen. Lediglich das Format Double Corona, das wohl jüngeren Datums ist, würde mit einer Länge von 19,0 – 20,0 cm nicht passen. Ebenfalls nicht hineinpassen würde das Format Churchill (benannt nach dem britischen Premierminister, der sich diese Zigarren exklusiv in Kuba anfertigen ließ) mit einer Länge von 17,8 cm. Dieses Format wurde durch Churchill bekannt und nach seiner ersten Ernennung zum Premierminister 1940 sehr beliebt. Auch dies weist auf einen Entstehungszeitraum des Humidors vor 1940 hin, da dieses bekannte Format bei der Festlegung des Innenmaßes sonst sicherlich nicht übergangen worden wäre.
Zustand:
Leider nicht der beste Zustand, was die Messingschicht betrifft. Diese hat sich leider insbesondere an den Seiten an einigen Stellen gelöst, wahrscheinlich durch jahrelange Lagerung in einem feuchten Keller, einer Garage o.ä.
Das Blech weist alerdings keinerlei Beulen oder Verbiegungen auf. Das Scharnier sitzt fest und funktioniert einwandfrei. Innen ist der Humidor mit Holz ausgelegt, das keinerlei Beschädigungen oder Flecken aufweist. Der Deckel schließt relativ dicht, wird er geschlossen, bemerkt man die Luftverdrängung. Ursprünglich war wohl auch ein Trennbrettchen enthalten, mit dem die Dose innen in zwei Hälften geteilt werden konnt, was sich an den dafür eingefrästen Nuten erkennen lässt. Leider fehlt dieses Trennbrettchen. Allerdings verweist dies (sowie einige Tabekkrümel in den Ritzen) darauf, dass dort tatsächlich einmal wohl Zigarren gelagert wurden, da eine Entfernung des Brettchens bei der Lagerung von Zigaretten oder Zigarillos unnötig wäre. Auf der Unterseite scheint sich ehemals eine Filzschicht o.ä. befunden zu haben, um Kratzer auf dem Tisch zu vermeiden. Diese Filzschicht hat sich offensichtlich gelöst, jedoch verweisen die dunkel gefärbten Stellen auf der Unterseite noch auf den verwendeten Kleber.
Material und Verarbeitung:
Die Verarbeitung kann nur als hochwertig bezeichnet werden, kein Vergleich mit heute aus hauchdünnem Weißblech hergestellten Dosen. Das Stahlblech besitzt eine Materialstärke von einem Millimeter. Das hört sich nicht nach viel an, entspricht aber der Blechstärke von tragenden Teilen an einer Autokarosserie (das Blech von Autotüren etc. ist sogar nur 0,8 mm dick). Dies erklärt auch das relativ hohe Gewicht des Humidors. Innen ist er mit einer Holzschicht ausgelegt, übleicherweise wurde dafür früher ausschließlich Spanische Zeder als Vollmaterial verwendet. Die Holzstärke beträgt ca. 3 mm; dünner als einen Millimeter sollte die Holzschicht nicht sein, da die Funktion dess Humidors sonst stark eingeschränkt wird. Bei dem hier verwendeten Holz andelt es sich auch tatsächlich um Vollmaterial und nicht - wie heute bei Humidoren meist üblich - um nur sehr dünn mit Zeder funiertes anderes Holz oder einen MDF-Kern. Spanische Zeder ist relativ teuer und häufig nur schwer zu bekommen, so dass heutzutage bisweilen sogar ganz darauf verzichtet und stattdesen Rote Zeder oder Mahagoni verwendet wird. Dass es sich um Vollmaterial handelt, kann an den Nuten für das Trennbrettchen sehr gut erkannt werden - dort würde man sehen, ob es sich nur um ein Furnier handelt, erkennbar ist jedoch eine durchgehende Wachstumsstruktur des Holzes.
Sollen darin aber tatsächlich Zigarren etc. aufbewahrt werden, ist das verwendete Holz von besonderer Bedeutung, da es als Feuchtigkeitspuffer dienen soll. Kurz gesagt, soll damit eine Austrocknung des Tabaks und damit die Vernichtung des jeweiligen Tabak-Aromas verhindert werden. Spanisches Zedernholz kann im Vergleich zu anderen Hölzern recht viel Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Jedes mal, wenn der Deckel geöffnet wird, verändert sich das Feuchtigkeitsklima in der Dose - das Holz soll dafür sorgen, dass sich dieses Klima nach dem Verschließen wieder schnell normalisiert. Es geht also darum, das Feuchtigkeitsniveau so konstant wie möglich zu halten.
Insgesamt also ein zwar durch wahrscheinlich falsche Lagerung äußerlich etwas mitgenommener Humidor, jedoch voll funktionfähig und von hoher und langlebiger Herstellungsqualität.
Dr. U. Janatzek, M.A. - 23.10.2021
Seite erstellt am: 23.10.2021
Zuletzt geändert am: 17.02.2022
URL: http://www.fledisoft.de/sys/system/index.php?verz=alter.kram._gefaesse.behaeltnisse_humidor.ca.1930er.jahre
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