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Hauptseite - Alter Kram - Bilder, Grafiken, Drucke - Tigua-Malerei Milton Licta Ecuador -
Kategorie-Bearbeitungsstatus: Abgeschlossen 
Tigua-Malerei, naive Volkskunst aus Ecuador, Milton Licta
Für eine größere Ansicht auf das Bild klicken
Was hier ein wenig aussieht wie die naive Malerei eines Zehnjährigen ist tatsächlich eine eigene Volkskunstform, deren Ursprung in einem kleinen Ort namens Tigua (Provinz Cotopaxi) im Hochland von Ecuador liegt (Tigua findet sich auch als Schriftzug auf dem Bild). Gemalt hat das Bild Milton Licta, trotz des Namens ein Einheimischer der Tigua Yatapungo-Gemeinschaft. Das Bild steht dabei voll umfänglich in der Tradition der einheimischen Werke, die mittlerweile auch weltweit gehandelt und ausgestellt werden, wobei die angesprochene Tradition allerdings noch recht jung ist. Darf man den Erzählungen glauben, geht sie zurück auf die Anregung eines Kunsthändlers aus Quito, der den in Tigua ansässigen Mio Toaquiza in den 1970er Jahren dazu animiert haben soll, seine Malereien doch, wie sonst weltweit üblich, auf einer ebenen Fläche darzustellen; denn auch vorher wurde dort schon in der typischen Weise gemalt, allerdings fanden sich die Bemalungen auf Gegenständen wie Masken etc., wodurch die heute übliche Tigua-Malerei entstanden sein soll.
Nach anderen Aussagen war es ebenfalls Mio Toaquiza, der mit dieser Art der Malerei 1972 oder 1973 begann; dies soll weitere, vormals oft nebenberuflich als Antiquitätenhändler tätige Personen dazu animiert haben, es ihm gleichzutun, bis es schließlich zu einer durch die Zentralbank organisierten Ausstellung sowie einer weiteren in der Kapelle von Guanguaje kam, durch die die Tigua-Malereien einem breiteren und vor allem zahlungskräftigeren Publikum bekannt wurden.
Was davon in welchen Details tatsächlich stimmt, lässt sich von hier aus schwer sagen. Hier scheint bereits eine Art Legendbildung eingesetzt zu haben…
Zumindest die Bilder aus Tigua und Umgebung zeigen aber so gut wie immer den (aktiven) Vulkan Cotopaxi im Hintergrund, gleichfalls fast immer einen kreisenden Kondor, da beides für die indigene Bevölkerung einen hohen spirituellen Bezug und Wert aufweist. Da mittlerweile derlei Volkskunst auch in anderen Teilen von Ecuador hergestellt wird, lassen sich bisweilen auch andere, jeweils lokal bedeutungsvollere Symboliken bzw. Darstellungen finden.
Gemeinsam ist aber allen Bildern zum einen die bunte bis grelle Farbgebung, perspektivische Schwächen und häufig auch die vergrößerte Darstellung von bedeutenden Bildmotiven wie Heilige oder Tänzer, so wie es auch aus der ägyptischen Kunst bekannt ist, in der der Pharao meist größer als die anderen dargestellten Figuren gestaltet wurde.
Auch die Motive ähneln sich häufig, da sie vorwiegend das ländliche Leben, insbesondere des Hochlandes, zeigen, Personen bei ihrer täglichen Arbeit oder bei Festen (insbesondere christlichen, wie das Tres Reyes oder das Corpus-Christi), häufig auch die dortigen Nutztiere wie Schafe oder Lamas. Das Bild von Milton Licta zeigt in diesem Fall ein schamanisches Ritual, ein auch heute noch weitverbreitetes Phänomen innerhalb der indigenen Bevölkerung; der mit der animistischen Weltsicht zusammenhängende Schamanismus hat in seiner Vermengung mit Inka-Gottheiten (gleichwohl die Inka dort nur knapp hundert Jahre herrschten), insbesondere aber mit dem Christentum und hier speziell dem Katholizismus überlebt und stellt immer noch einen integralen Bestandteil des täglichen Lebens dar.
Vereinzelt finden sich allerdings auch Bilder, insbesondere von Alfredo Toaquiza, die sozialkritische Themen oder die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung nach der spanischen Eroberung thematisieren. Dies mag man als Fortschritt ansehen oder nicht, doch auch bei den Tigua-Malern geht die Zeit nicht spurlos vorüber, auch nicht in technischer Hinsicht – so verwenden viele Künstler mittlerweile nicht mehr die traditionellen Farben, sondern Lackfarben oder Acryle, sowohl aus gesundheitlichen Gründen wie auch wegen deren besserer Haltbarkeit und Mischbarkeit.
Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass diese Bilder für gewöhnlich auf Schafs- bzw. Lammhaut gemalt werden; in einer Gegend, in der die Schafzucht weitverbreitet ist, es hingegen an Fachgeschäften für Malerbedarf extrem mangelt, scheint dies einfach eine praktische Erwägung gewesen sein, da dieses Material leicht und preisgünstig, oftmals aus eigener Herstellung, verfügbar war. Die Haut wird dabei über einen einfachen Grundrahmen, bestehend lediglich aus auf Winkel gesägte, unverschränkte Leisten gespannt, weshalb die meisten Bilder auch sehr kleinformatig sind, da sich größere Malflächen damit nur schwer stabil herstellen lassen. In einigen Fällen wird dabei die Haut nicht immer sehr gut enthaart, so dass sich noch Fellreste auf der Rückseite finden lassen, so wie auch bei diesem Bild hier (vgl. Abb. am Ende der Seite).
Verkauft werden die Bilder meist von den Malern selbst, auch wenn die Werke es mittlerweile in Kunstgalerien etc. geschafft haben. Häufig handelt es sich um Touristenware, die den Reisenden gezielt auf Märkten, an Straßenecken oder Verkehrseinrichtungen angeboten wird, insbesondere von Malern, die das Landleben aufgegeben und in Orte wie Quito, Latacunga oder Pujilí gezogen sind, wo es einfach mehr Touristen gibt, denn eine touristische Expedition ins Landesinnere ist auch heute noch aufgrund der (selbst im Vergleich mit der Deutschen Bahn und deutschen Brücken) extrem unterentwickelten Infrastruktur recht aufwendig. In Quito stellt der Ejido-Park, der nahe der Touristenhotels liegt, einen besonderen Hotspot bezüglich des Angebotes solcher indigener Bilder dar. Diese sind dort, da das Stadtleben für die Maler einfach nicht so günstig ist wie jenes auf dem Land, meist auch deutlich teurer, mit steigender Tendenz.
Deshalb sind Herkunftsbezeichnungen auf den Bildern, so wie hier, nicht ganz unwichtig, um diese in städtische oder ländliche Produktionsorte einteilen zu können.
Obwohl es mittlerweile gut 300 (in einer Gemeinschaft organisierte) Maler in und um Tigua gibt, lässt sich dies dennoch mit europäischen Vorstellungen über Künstlerkolonien etc. nicht vergleichen. Tatsächlich ist die Malerei für die Künstler häufig nur ein mehr oder weniger ertragreicher Nebenerwerb, die meisten von ihnen betreiben wie gewohnt Landwirtschaft und Tierzucht – selbst jene, die nach Quito usw. gezogen sind, bleiben dort häufig nur für einige Monate, um dann zurückzukehren und die Felder zu bestellen; bisweilen betreiben sie auch andere Hauptberufe. Zumindest einem Teil der Maler ist neben dem Broterwerb (der sich in dieser Form nicht mit dem tradierter europäischer Kunstmaler vergleichen lässt) aber auch wichtig, Traditionen zu erhalten und anderen, insbesondere Nicht-Einheimischen, ihre Kultur und ihrer Weltsicht nahezubringen. Von daher finden sich in den Tigua-Bildern nicht nur einfache, oft naiv erscheinende Gestaltungselemente, sondern auch Botschaften, die weit über das einfache Betrachten hinausgehen…
Erstaunlich, was so ein einfaches Bild, befasst man sich erst einmal damit, alles vermitteln kann und welche vielschichtige Bewandtnis es damit haben kann.
Anmerkung:
Mittlerweile finden sich auch online Angebote dieser Bilder, meist jedoch aus den USA und damit mit horrenden Versandkosten verbunden. Aus Europa (denn wer fährt schon nach Ecuador?) hingegen gibt es nur sehr wenige Angebote, aus Deutschland praktisch gar keine, außer über (teure) Auktionshäuser.
Die Bildmaße betragen ca. 29,5 x 24 cm.
Für eine größere Ansicht auf das Bild klicken
Dr. U. Janatzek, M.A.
Kategorie erstellt am: 28.02.2025
Zuletzt geändert am: 28.02.2025
URL: http://www.fledisoft.de/sys/system/index.php?verz=alter.kram._bilder.grafiken.drucke_tigua.malerei.milton.licta.ecuador1740709592
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