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Hauptseite - Alter Kram - Münzen, Medaillen, Coins - Wertmarke 10 Reichspfennig -
Kategorie-Bearbeitungsstatus: Abgeschlossen
Wertmarke bzw. Fahrmarke 10 Reichspfennig 1947 - 1948 Duisburger Verkehrsgesellschaft A.-G. Nur gültig für Stra. u. Om. Betrieb
Für eine größere Ansicht auf das Bild klicken
Beschreibung:
Wert: 10 Reichspfennig.
Avers: Duisburger Verkehrsgesellschaft A.-G.
Revers: Nur gültig für Stra.u.Om. Betrieb
Material: Zink.
Gewicht: 3,05 g.
Durchmesser: Ca. 21 mm.
Stärke: 1,65 mm.
Ausformung: Rund, mit mittigem rundem Loch.
Orientierung: Medaillenausrichtung (0°).
Details und Anmerkungen:
Die hier gezeigte, aus Zink bestehende Wertmarke wurde von der seit 1941 bis heute existierenden DVG, die Duisburger Verkehrsgesellschaft A.-G. (heute wie üblich AG) herausgegeben und galt vom 26. August 1947 bis zum 30. Juni 19481. Ihr Wert betrug deshalb noch zehn Reichspfennige, da die D-Mark bekanntermaßen erst 1948 eingeführt wurde, und zwar am 21. Juni. Die Marke wurde also nicht sofort mit Einführung der neuen Währung außer Wert gesetzt.
Derlei Marken bzw. in diesem Fall Fahrmarken werden bisweilen auch als 'Coin' bezeichnet, was nichts weiter als 'Münze' bedeutet, sich aber auch auf Medaillen oder virtuelle Währungen (bekannt: Bitcoin) beziehen kann. Ein weiterer Begriff für Wertmarken in Münzform lautet 'Token' (ursprünglich eine Art Scheidemünze), sofern diese von privater Seite (z.B. durch Firmengesellschaften o.ä.) in den Verkehr gebracht wurden, wie es ja auch hier der Fall ist. Der Substanzwert solcher Metallwertmarken liegt dabei stets unter dem Nennwert2, anders als es bei vielen Münzen der Fall war. Genau genommen handelt es sich hier um eine Fahrmarke oder einen Transit-Token. Coins oder Token sind heute noch bei einigen Apotheken-Ketten im Gebrauch.
Die Besonderheit dieser Zehn-Pfennig-Marke liegt allerdings nicht (nur) in ihrem Alter oder ihrer speziellen Zweckbestimmung als Fahrmarke, sondern vor allem darin, dass sie auch als Notgeld fungierte.
Dazu kam es durch die Weigerung der Duisburger Stadtverwaltung, Notgeld prägen oder drucken zu lassen. Da es kurz nach dem Krieg einen erheblichen Mangel an Kleingeld aus Metall gab - nur eines von vielen wirtschaftlichen Problemen - kam es zu erheblichen Störungen im Geschäftsbetrieb, wenn Pfennigbeträge oder kleinere Summen entrichtet werden mussten.3
Für die DVG, bei der eine einfache Fahrt ohne Umsteigen 10 Reichspfennige kostete4, war dies sicherlich eine sehr unbefriedigende Situation.
Deshalb entschloss sich die DVG, selbst für Abhilfe zu sorgen und ließ durch die Duisburger Firma Friedrich W. Schnürle bis zu 1.000.000 Zehn-Reichspfennig-Wertmarken prägen5. Obwohl die Wertmarken zunächst nur für das Lösen der Fahrscheine genutzt werden sollten, fungierten sie schon bald aufgrund des allgemeinen Kleingeldmangels als Notgeld und wurden u.a. auch in den Fahrzeugen der Rheinbahn sowie im Handel verwendet.6
Die Verwendung von Notgeld ist dabei nicht auf die Kriegsfolgen des II. Weltkriegs beschränkt und der Gebrauch findet sich auch nicht nur in Deutschland.
Bereits während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 kam es zu einer Zahlungsmittelknappheit, weshalb die Stadt Kaiserslautern Darlehen-Scheine in den Werten von 1, 2 und 5 Gulden drucken ließ. Ab 1914 (1. Weltkrieg) wurden - auch auf kommunaler Ebene - auch Kleingeldscheine herausgegeben. Da Metalle kriegswichtig waren und insbesondere Edelmetalle vom Staat - sofern möglich - eingezogen und zur Kriegsfinanzierung verwendet wurden, bestand Notgeld aus unterschiedlichsten Materialien wie z.B. Leder oder Holz, aber auch Porzellan.7
Auch nach Beendigung des I. bzw. II. Weltkriegs herrschte Materialknappheit - so bestand z.B. das 5-Reichspfennig-Stück auch in der Weimarer Republik bis 1924 aus Eisen (wenn auch mit dem gleichen Prägebild wie in der Kaiserzeit), und in Frankreich wurden nach dem II. Weltkrieg 1-Franc-Stücke aus Aluminium herausgegeben.
Insofern nahm auch 'inoffizielles' Notgeld wie die hier besprochene Wertmarke eine wichtige Funktion ein, da Notgeld nichts weiter als ein Surrogat staatlicher Zahlungsmittel in Krisenzeiten darstellt.
Erstaunlich ist, dass trotz dieser (angeblich) hohen Prägezahl von einer Million diese Wertmarke zumindest derzeit im Internet nirgendwo angeboten wird - da derlei Marken ein Sammelgebiet darstellen werden immer wieder diverse Stücke in den Handel gebracht.
Insofern scheint die Marke recht selten zu sein. Wahrscheinlich wurden die Marken nach ihrer Gültigkeit in großen Mengen eingezogen und der Wiederverwertung zugeführt. Ein solches Vorgehen war nicht unüblich - so wurden z.B. die Wertmarken der Rheinischen Bahn-Gesellschaft in Düsseldorf von 1924, die erst gar nicht zur Ausgabe gelangten, bis auf wenige gestohlene Exemplare komplett an einen Wertstoffhändler verkauft8.
Einen weiteren Hinweis auf die Seltenheit der Wertmarke lässt sich aus dem Numista-Seltenheitsindex ableiten. Numista stellt eine eingetragene französische Numismatik-Plattform mit einem umfassenden numismatischer Katalog dar, der von den Mitgliedern der Plattform ständig korrigiert und erweitert wird.9
Der Numista-Seltenheitsindex für die hier besprochene Wertmarke liegt bei 97 - dabei reicht der Index von 0 bis 100 wobei 0 'sehr häufig' bedeutet und 100 'extrem selten'.
Da es also keine Vergleichsmöglichkeiten gibt, lässt sich über den heutigen Wert keine Aussage treffen. Da der Sammlerkreis jedoch nicht sehr groß und ein Materialwert praktisch nicht vorhanden ist, dürfte der Sammlerwert jedoch nicht sehr hoch sein, was allerdings den historischen Wert nicht einschränkt.
Anzumerken bleibt, dass es auch zu (sehr seltenen) Fehlprägungen kam. Dabei wurde das mittige Loch offensichtlich fehlerhaft gesetzt, so dass ein Halbkreis am Rand der Wertmarke ausgestanzt wurde.10
Vgl. auch Fahrmarke 15 Reichspfennig Straßenbahn Chemnitz
Dr. U. Janatzek, M.A. - 18.08.2021
_______________________________
1 Vgl. Schmidt 2006: 31. Anzumerken ist, dass die Duisburger Verkehrsgesellschaft A.-G. aus der Übernahme und Verschmelzung verschiedener Vorgänger-Unternehmen entstand, was bei Schmidt 2006 ausgiebig erläutert wird. Eine kurze Zusammenfassung findet sich auch bei Fritz 2016: 56.
2 Vgl. Weidacher 1976: 77, Sp. 1 s.v. token coin.
3 Vgl. Schmidt 2006: 31.
4 Vgl. Fritz 2016: 56.
5 Fritz (2016: 56) gibt hierzu als erste Teillieferung einen Umfang von 48.600 Stück an, versieht die Gesamt-Prägeanzahl jedoch mit einem Fragezeichen und verweist an gleicher Stelle auf Haberstroh, wo ebenfalls von 1.000.000 die Rede sein soll. Insofern kann die Gesamt-Prägezahl eventuell fraglich sein.
6 Vgl. Schmidt 2006: 31.
7 Vgl. Jungmann-Stadler 2006.
8 Vgl. Fritz 2016: 55 f.
9 Vgl. Rogé (o. J.).
10 Vgl. ebd.: 56; dort auch eine entsprechende Abbildung der Fehlprägung.
Quellen:
Fritz, Günter (2016): Fahrmarken. Deutschsprachige Marken und Zeichen von Busunternehmen, Fahrschulen, Straßenbahngesellschaften, Skiliften, Schifffahrts- und Taxiunternehmen sowie anderen Einrichtungen zur markengesteuerten Fortbewegung. Unter:
https://wertmarkenforum.de/Downloads/G%C3%BCnter-Fritz-FAHRMARKEN-KATALOG-2017.pdf, 16.08.2021.
Jungmann-Stadler, Franziska (2006): Notgeld. In: Historisches Lexikon Bayerns. Unter: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Notgeld, 16.08.2021.
Rogé, Xavier (o. J.): More about Numista. Unter: https://en.numista.com/info.php, 16.08.2021.
Schmidt, Vera (2006): Duisburger Verkehrsgesellschaft AG. 125 Jahre Bewegung für Duisburg 1881 - 2006. Duisburg: Duisburger Verkehrsgesellschaft AG. Unter: https://www.yumpu.com/de/document/view/7336796/ie-dvg-duisburger-verkehrsgesellschaft-ag, 16.08.2021.
Weidacher, Josef (1976): Kleines wirtschaftswissenschaftliches Wörterbuch. Englisch - Deutsch. Berlin: Springer-Verlag.
Seite erstellt am: 18.08.2021
Zuletzt geändert am: 29.05.2022
URL: http://www.fledisoft.de/sys/system/index.php?verz=alter.kram._muenzen.medaillen.coins_wertmarke.10.reichspfennig
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